sheep!

Bock Birger (100% Guteschaf)
"Eisenzeitschaf" Generation 1
Begonnen hat alles vor Jahren mit der Suche nach dem passenden Rohmaterial,  aus dem ich Technikstudien und Rekonstruktionen von archäologischen Textilfunden anfertigen wollte. Von Merino- bis Alpakawolle konnte ich fast alles kaufen - typisch "bronzezeitliche" Wolle mit Röhrenhaaren und erhaltenen Haarwurzel jedoch fand ich nicht. Ich nahm an, das es keine enstprechenden Schafe mehr gäbe und verabschiedete mich erstmal von dem Gedanken, Textilien aus den berühmten dänischen Baumsargbestattungen nachzuweben...

Durch Zufall kam ich im Frühjahr 2007 mit einer Schafhalterin ins Gepräch, die alte Landschafrassen hielt, half kurzentschlossen bei der Versorgung von 2 Flaschenlämmern mit und war infiziert - warum nicht selbst Schafe halten? Und wenn schon Schafe, dann keine typischen Deichschafe, sondern welche, deren Wolle archäologischen Funden entsprechen sollte...



Aue Edda und Bocklamm
"Eisenzeitschaf" Generation 2+3

Im Herbst 2007 zogen dann die ersten drei Guteschafe bei mir ein und im Frühjahr 2008 kamen die ersten Lämmer. Seit dem baue ich langsam den Bestand auf (zur Zeit halte ich 13 Zuchttiere) mit dem Ziel, in 2 Linien Schafe zu züchten, deren Körperbau und vor allem die Wolle möglichst genau archäologischen Funden entsprechen soll.

Eine Linie (der Typ "Eisenzeitschaf") hat als Vorbild nordeuropäische archäologische Textilfunde und Funde von Schafknochen aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten. Ziel ist ein behorntes Schaf vom Typ des Nordischen Kurzschwanzschafes mit einem mischwolligen Vlies und selbständigem Wollverlust ("Fellwechsel") im Frühsommer. Die Wolle darf in allen Tönen von fast weiß über grau und braun bis fast schwarz vorkommen, Schecken sind erlaubt. Ausgehend vom Guteschaf kreuze ich andere Nordische Kurzschwanzschafe ein, um ein Schaf mit den gewünschten Eigenschaften zu erhalten, dem die Merkmale der Zucht aus den letzten Jahrhunderten fehlen (standardisierte Wollfarbe, größerer Schlachtkörper, permanentes Wollwachstum, fehlende Mähne, etc.)


Aue Lotta (12 Monate alt)
Bisher zur Zucht verwendete Schafrassen: Guteschaf, Weiße gehörnte Heidschnucke, Graue gehörnte Heidschnucke, Romanov.  Weitere geplante Einkreuzung: Islandschaf.

Von den Lämmer 2010 bleibt zur Zucht: Lotta (Generation 2, 100% Guteschaf)








Die zweite Linie (der Typ "Spätmittelalterschaf") orientiert sich an Textilfunden und Abbildungen aus dem 14. und 15. Jahrhundert.

Sternzeichen Widder
aus einem  Faltkalender mit Abbildung
der Sternzeichen und typischer
Monatsarbeiten, um 1400
Verkündigung an die Hirten
aus dem Stundenbuch von Karl dem Kühnen, um 1370

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Neben einem hornlosen Schafstyp sieht man dort häufig weiße, behornte Schafe mit langen Schwänzen. Die Hörner erscheinen nicht eng schneckenartig gedreht, sondern eher breit abstehend mit leichter Drehung. Eine Landrasse, bei der sich diese Merkmale finden, ist das Walliser Schwarznasenschaf. Wie der Name schon sagt, ist es allerdings nicht rein weiß, sondern hat um Nase und Augen sowie an den Beinen schwarze Flecken. Die Wolle allerdings ist laut modernem Zuchtsandart rein weiß, lang abwachsend und eher rauh.
Aue Josephine
(Schwarznase x Scottish Blackface)




Bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts kamen in den Herden im Wallis auch schwarze Schafe, die sog. Lötschenschafe, vor. Diese wurden auch mit den weißen Schwarznasen gekreuzt. Erst durch die Gründung eines Zuchtverbandes und die damit verbundene optische Standartisierung des Walliser Schwarznasenschafes verschwanden die Lötschenschafe - heute sind solche Schafe nicht zur Zucht zugelassen...
Eines meiner Ziele ist jedoch auch die Zucht "farbiger"  Schafe, da aus archäologischen Textilfunden viele Beispiele naturfarbener Wolle erhalten sind - von fast weißen Grautönen über rostrot und braun bis zu schwarz.

Bisher zur Zucht verwendete Schafrassen:
Walliser Schwarznasenschaf, Rotes Walliser Landschaf, Scottish Blackface, Heidschnuckenmischlinge.